
Warum ist das Blaulicht blau?
Wer im Straßenverkehr blaues Licht sieht und Sirenen aufheulen hört, sollte wissen, was zu tun ist: Sofort eine Rettungsgasse bilden und Platz für die Rettungskräfte schaffen. Aber warum ist das Blaulicht eigentlich blau und nicht rot, wie in anderen Ländern?
Die Antwort auf diese Frage führt zurück ins Jahr 1935, als im Deutschen Reich ein Luftschutzgesetz erlassen wurde, welches unter anderem Verdunkelungsmassnahmen vorsah. Aufgrund des bevorstehenden Krieges mussten die Einsatzfahrzeuge für feindliche Kampfflieger unsichtbar und gleichzeitig für Fussgänger und Autofahrer gut erkennbar sein. Blaues Licht hat die höchste Streuung in der Atmosphäre, sodass es ab einer Höhe von 500 Metern nicht mehr sichtbar ist. Bis dahin war die Feuerwehr mit rotem Licht ausgestattet. Die Konstrukteure verwendeten nach vorn gerichtete Scheinwerfer mit blauen Scheiben. Somit konnten gegnerische Flugzeuge aus der Höhe die Einsatzfahrzeuge nur schlecht erkennen.
Nach Kriegsende blieb das Blau und setzte sich in den 1950er-Jahren in ganz Europa als Warnfarbe für Einsatz-Warnlicht durch. Für den Verkehr noch besser sichtbar wurden die Fahrzeuge im Jahre 1953. Seitdem wird das blaue Licht durch ein Blinken unterstützt. Darüber hinaus ist die Farbe im normalen Strassenbild sonst nirgends zu finden, und damit für Verkehrsteilnehmer direkt zuordbar. Die erste Rundumkennleuchte brachte die Firma Auer um 1955 auf den Markt. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung im Nachkriegsdeutschland hatte der Straßenverkehr zugenommen, und die Sichtbarkeit der Einsatzfahrzeuge musste verbessert werden. Daher gab die legendäre Auer-Leuchte ein rundum sichtbares, flackerndes Blinken von sich. Ermöglicht wurde diese 360-Grad-Abstrahlung durch ein Linsensystem. Später entwickelten andere Hersteller das Drehspiegel-Prinzip: Unter einer blauen Lichthaube dreht sich ein Hohlspiegel um eine feststehende Glühbirne.
Bereits in den 1970er Jahren kamen in den USA die ersten Dachbalkensysteme auf den Markt. In Deutschland stellte Hella im Jahr 1984 als eine der ersten Firmen einen Blaulichtbalken in Modulbauweise vor. Seit den 1990er Jahren werden Kennleuchten zunehmend mit Doppel-Blitz-Technik (Stroposkop-Technik) ausgestattet. Die dafür verwendeten Xenon-Lampen bieten im Vergleich zu konventionellen Leuchtmitteln bessere Lichtwerte, einen geringen Energieverbrauch und eine längere Lebensdauer.
Als gerichtete Blitzleuchten fanden sie massenhaft in Form von Frontblitzern im Kühlergrill Verwendung. In den letzten 10 Jahren hat sich die LED-Technik, aufgrund besserer Energiebilanz, kleinerer Baugrösse und höherer Langlebigkeit immer mehr durchgesetzt.
Unterbewusst wird laut Experten die Einsatzfahrt als umso dringlicher empfunden, je schneller das Blaulicht blinkt und je mehr Leuchten hektisch blitzen. Gegen eines sind alle Warnleuchten aber nie gefeit. Manche Lenkende fühlen sich unbewusst so sehr angezogen, dass sie darauf zusteuern und in Einsatzfahrzeuge knallen wie Motten in eine Laterne.
Später als anderswo wurden zusätzliche Blaulichter an der Front (Frontblitzer als «Strassenräumer» im Grill) oder etwa an Aussenspiegeln in der Schweiz erlaubt. Auch Blaulicht an stehenden, statt fahrenden Fahrzeugen ist erst seit ein paar Jahren zur Absicherung gestattet, weshalb Einsatzfahrzeuge dafür auch gelbes Blinklicht oder zumindest Zusatzblinker haben.
Als eines der wenigen Länder brach Spanien bis 2018 mit der europäischen Konvention und stattete Ambulanzen und Feuerwehr mit gelbem Licht aus. Das, weil im Gesetz festgeschrieben war, dass nur die Polizei mit Blaulicht fahren darf. Im Rest der Welt wird dagegen oft noch immer rotes Licht verwendet. So zum Beispiel in den USA, Kanada oder Japan.
Quellen:
https://www.weltderwunder.de/warum-ist-blaulicht-blau/
https://www.galaxus.ch/de/page/warum-eigentlich-ist-blaulicht-blau-24663